Hans Amon

Malermeister

Ist nicht jeder seines Glückes Schmied? Das mag sich auch der "Lateiner" Hans Ammon gefragt haben, als er im zarten Alter von 14 Jahren die Klosterschule in Münsterschwarzach wieder verließ. Priester sollte er eigentlich werden. Doch noch viel lieber als das Weihrauchfass wollte Hans den Pinsel schwingen. Diese "Berufung" war ihm wohl schon in die Wiege gelegt; zumindest wetzte er bereits als kleiner Bub im Malerkittel durch die Gegend. Folglich stieg Johann 1937 im Malerbetrieb seines Vaters ein. Eine weise Entscheidung. Denn das Handwerk in Kipfenberg boomte noch zu dieser Zeit.

Kaum zu glauben, wie viele Handwerker im damaligen Kipfenberg ihr Auskommen fanden. Ihre Werkstätten drängten sich im Ort dicht an dicht. Kurz vor 1900 waren erstaunliche 70 Prozent aller Kipfenberger Bürger als Handwerker registriert. Alle wichtigen Gewerke waren ver­treten, vom Büttner und Buchbinder, über Färber, Gerber, Glaser, Maurer, Müller, Sattler, Schlosser, Schreiner, Seiler, Stein­metz, Spengler, Uhrmacher, Zinn­gießer bis hin zum Wagner, Zimmerer und Schmied. Nicht zu vergessen das fahrende Volk der Scherenschleifer und Pfannenflicker. Auch einige aus heutiger Sicht "exotische" Gewerke gab es, wie Saliter, Wachszieher und Malzbrecher.

Kipfenberg war, was seine Versorgung anging, bis zum zweiten Welt­krieg komplett autark. Danach jedoch blutete das Handwerk aus. Importware, aber auch Billigkonkurrenz vor Ort, verdrängten die ein­gesessenen Betriebe. Einige Produkte, wie das vom Saliter gesiedete Schwarzpulver, wurden schlichtweg nicht mehr gebraucht bzw. jetzt industriell gefertigt. Immer öfter hieß es: "Wenns d' so weida machst, kimmst boid auf d' Gant!" (Gant, süddt.: "Zwangsvollstreckung").

Von den eingesessenen Malerbetrieben konnten sich bis heute immerhin noch zwei in Kipfenberg behaupten. Was aber wurde aus dem Siebmacher, dem Riemerer, dem Seifensieder? Siebe, Gürtel und Seife brauchen wir doch schließlich heute noch. Doch "Zeit ist Geld", wie man so schön sagt, und solides Handwerk braucht seine Zeit. Industriell hergestellte Massenware hingegen nicht.

Unsere Leitfigur:

Hans Amon, hier 1926 als kleiner Bub im Malerkittel (© Anna Becker, Repro: E. Ettle,  Kipfenberg – Metropole des Handwerks, Seite. 333)