Max Meyer

Bader

Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Kipfenberg zwei Ärzte, neun Bader, acht Hebammen, einen Tierarzt und einen Apotheker. Von diesen Berufen sind alle, bis auf den Bader, bis heute noch in Kipfenberg vertreten. Letzterer galt damals als wahres medizinisches Universalgenie. So auch Bader Max, der hier mit seiner Braut Maria Schneider in die Kamera guckt. Max war Spross der Baderdynastie Meyer, die um 1840 in Kipfenberg Fuß gefasst hatte. Sein Job war es, das Wasser in dem von ihm betriebenen Badehaus anzuheizen und einmal pro Woche den Männern im Ort den Bart zu scheren. Aber nicht nur das. Er musste auch Wunden, Geschwüre und Abszesse behandeln, Zähne reißen, Hühneraugen und eingewachsenen Nägel schneiden, Leichen beschauen und die Leute durch das Aufsetzen von Blutegeln zur Ader lassen, wofür er um die 20 Pfennig pro Stück als Lohn erhielt. Davon konnte er sich dann vier Semmeln kaufen.

Einen lebendigen Einblick in das frühere Kipfenberger Gesund­heitswesen verschafft uns der 1862 von Dr. Lorenz Beer verfasste Physikatsbericht. Dieser Landgerichtsarzt beaufsichtigte das medizinische Personal in Kipfenberg. Und er lässt sich aus über die Gewohnheiten der seiner Meinung nach etwas lahmen Kipfenberger, über mangelnde Hygiene, Kinderkrankheiten und die festgefahrenen Vorurteile der Leute gegenüber dem Arzt. Die Ortsbewohner würden lieber Votivtafeln stiften, auf Lukaszettel, Heublumen und Walburgis­öl schwören. Und viel lieber zum Bader rennen statt zum Arzt.

Man kann es dann wohl als schöne Pointe der Geschichte sehen, dass gerade ein Geistlicher, Pfarrer Freiherr Anton von Berchem (1844–1879), in dieser Hinsicht energisch aufgeklärt hat. Dieser Mann machte sich nämlich nicht nur für Kipfenbergs erstes Krankenhaus stark, das 1867 eingeweiht wurde, sondern er hat dieses zu großen Teilen auch gleich noch selbst finanziert.

Unsere Leitfigur:

Bader Max Meyer, hier mit seiner Braut Maria Schneider am 23. Juni 1915 (© M. Frauenknecht, E. Ettle, Gemeindemänner, S. 378)