Anton Unterburger

Postbote

Er gehörte zu den Männern, die in Kipfenberg herbeigesehnt (und manchmal auch verflucht) wurden, der Postbote Anton Unterburger. Unzählige Pakete, Liebesbriefe, Ansichtskarten, Einberufungen und Rechnungen hat er mit seinem Fahrrad in die Ortsteile befördert. Bei Schnee brachte er seine Post sogar auf Skiern. Unvorstellbar heute.

Die erste 1812 eingerichtete Poststelle wurde im Ort noch skeptisch beäugt. Neu war auch der Poststall für die Pferde. Wie klug, dass der Posthalter dort nicht nur die Tiere getränkt, sondern auch gutes Bier ausgeschenkt hat. In der „Post“ konnten die vielen ortsansässigen Staatsdiener und Behördenangestellten ihr Feierabendbier genießen und Tarock spielen: der Herr Amtsrichter mit dem Notar, dem Gendarm, dem Gemeindeschreiber, der Herr Forstamtsleiter mit dem Gefängniswärter, dem Flurer, dem Lehrer und Laternen­putzer. Und selbstverständlich spielte auch der Herr Bürgermeister mit, der damals (und zwar bis 1971) allerdings noch gar kein Beamter war.

Im Gegenteil, der Gemeindechef musste seine Verantwortung im Ehrenamt schultern. Für seine nervenaufreibende Arbeit erhielt er ein Jahresgehalt, das so lausig war, dass er sich gerade einmal einen Eimer voll Bier davon kaufen konnte. Das Bürgermeisteramt musste man sich also leisten können. Daher wundert es nicht, dass es bis zur Mitte des 20. Jahrhundert stets gut betuchte Kipfenberger Bierbrauer und Handwerksmeister waren, die nach diesem Amt strebten.

Erstaunlich vielleicht auch, dass das kleine, beschauliche Kipfenberg schon früh Verwaltungshochburg war. Denn der Ort hatte schon seit 1879 ein eigenes Amtsgericht, ja sogar eine Fronfeste. Und er glänzt seit mehr als 250 Jahren mit einem eigenen Forstamt. Nachhaltige Forstwirtschaft war damals freilich noch nicht als Leitziel definiert, sondern eine profitable Nutzung des Waldes und sein Schutz vor Wild und Wilderei.

Unsere Leitfigur:

Der junge Postbote Anton Unterburger leitete von 1962–1988 als Hautpostsekretär das Kipfenberger Postamt. Nachts nahm er Telegramme per Telefon an. (Foto: Slg. Unterburger, Repro: Ettle, Gemeindemänner, S. 301)