Zittern beim Zähne ziehen: Kipfenberger Bader Max verteilt Maulschellen als Narkose

“Der Bodamax war a aprobierter Bader und rabiat. Der hat mi amal in sein Schindersessl neidruckt, hat mei Mai auseinander gstemmt wias mir dahoam mit unsara Mare seina Gummipupn gmacht ham, und hat den Hundling rauszogn wiaran rostigen Nagl. Und weil i net gradoo gschaut und aa net ghaltn hab wiara Holzstock, hat mir der Bodamax a so a trum Schelln gebn, daß i den Wundschmärz ganz vergessn hab. Dem Bodamax seine Schelln war wiara Narkosn. De ham gwirkt und kost hats achzg Pfenning, wo mei Mudda für d Maß Bier bloß a fuchzgerl kriagt hat. Schmärzn und Narkosn san deier.” (Hopfner, Lacha dade – Schmunzelgeschichten aus dem Altmühltal, 1990, S. 26)

Lukaszettel, Heublumen, Walburgisöl: Kipfenberger setzten bei Krankheiten lieber auf Volksglauben statt auf Heilkunst des Arztes

Sie laufen in
Krankheiten von einer Votivtafel zur anderen, machen Verlöbnisse auf
Verlöbnisse; ja sogar Lukaszettel, Heublumen, Walburgis-Öl und eine Menge
anderer Dinge muss der Kranke verschlingen, bis man einsehen lernt, dass alle
dergleichen Sachen den Gang der Krankheit nicht ändern, und allenfalls der Rath
eines verständigen Arztes helfen könne. Auch fehlt es nicht an
Gespensterfurcht, Irrlichter und Zaubermärchen, sinnlose Gebetsformeln gegen des Teufels Macht in hysterischen und convulsivischen Nervenübeln.

 

(Physikatsbericht des Dr. Lorenz Beer, 1862/63)

Dreck und Mief in Kipfenberger Stuben: Bezirksarzt Dr. Lorenz Beer bejammert die miesen hygienischen Zustände in Kipfenberg vor 150 Jahren

 

“Die nötige Reinlichkeit in und vor den Häusern, in Koch- und anderen Hausgerätschaften, wird sehr außer Acht gelassen, sowie auch die tägliche Reinigung und Erneuerung der Luft , wegen der vielen Ausdünstungen von Mensch und Vieh; daher ist auch nicht zu wundern, dass selbst die sporadischen ansteckenden Krankheiten, z.B. das einfache Nervenfieber, die Krätze aus solchen Häusern nicht eher verschwinden, als bis alle einzelnen Bewohner davon befallen wurden…”

 

(Physikatsbericht des Dr. Lorenz Beer, 1862/63)