2020

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30 Jahre Fundjubiläum

Der Grabungsort
Beim Ausbau der Straße nach Ilbling wurde vor 30 Jahren der Sensationsfund gemacht. Im Luftbild ist der Ausgrabungsort gut zu erkennen. Zunächst wurde angenommen, dass der Fundort in der Gemarkung Kinding liegt. Leider – allerdings zur Freude für Kipfenberg –, ein Trugschluss...
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Die Holzkiste

Einige Beschläge einer Holzkiste haben sich erhalten. In der Grabrekonstruktion im Museum wurde ein einfacher Nachbau der Aufbewahrungskiste gewählt. Beim Museumsfest 2019 entstand eine aufwändig verzierte Holzkiste. Ob das unserem Krieger beigelegte Exemplar im Holzkörper mit Verzierungen versehen war, lässt sich nicht mehr nachweisen und auch der Inhalt der Kiste ist vollständig vergangen.

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Das Schwert
Das Schwert ist eine Waffe, die im Gegensatz zu Pfeil und Bogen, Axt oder Messer, einzig für den Kampf zwischen Menschen konstruiert wurde.
Das zweischneidige Langschwert, im lateinischen Spatha, gehört zu einer kleinen Gruppe von Funden, die in der Fachliteratur als Typ „Osterburken – Kemathen“ bezeichnet werden und ist ein herausragendes Stück in der Grabkammer. Die Waffen dieser Fundgruppe fallen durch Ihre breite und schwere Ausführung auf und lassen annehmen, dass der Träger eine besondere Position bekleidete oder diese Klingen für eine spezielle Verwendung gefertigt wurden. Die damaszierte Klinge beim Kemathener Model ist 6,8 cm breit. Geführt wurde diese massive Hiebwaffe mit einer Hand.

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30 Jahre Fundjubiläum

Der Becher
Außer dem Sturztrunkbecher aus Glas, befand sich ein weiteres Trinkgefäß im Grab des Kriegers. Im Gegensatz zum Glasbecher aus römischer Werkstatt, der ein germanisches Trinkhorn nachahmt, ahmt der Keramikbecher mit Standfußring ein römisches Trinkgefäß nach.
Auf diese römischen Schwarzfirnisbechern war häufig eine weiße Schrift aufgmalt, sogenannte Spruchbecher.
Im Bild das Original aus dem Grab und eine Replik eines römischen Bechers





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Die Gürteltasche
Gestern haben wir bereits einen Teil des Inhalts der Gürteltasche vorgestellt. Ähnlich wie heute ein Multitool, das viele Männer am Schlüsselbund bei sich tragen, hatte unser Krieger alle nötigen Gegenstände in einer Gürteltasche stets dabei. Von der eigentlichen Tasche, die wahrscheinlich aus Leder bestand, ist nichts erhalten. Auf den Bildern zeigen unsere Darsteller auf dem Museumsfest, wie die Mode mit Tasche vielleicht ausgesehen hat.

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Das Glas
Kindings Bürgermeisterin Rita Böhm freute sich und kam zur Fundstelle. Zusammen mit Karl Heinz Rieder bewundert sie ein Glas, das neben dem Skelett aus dem Erdreich herausragte und einem umgestülpten Bierkrug glich. Der im Grab von Kemathen gefundene Trinkbecher, der in seiner Form einem Trinkhorn nachempfunden ist, steht nun auch umgestülpt in der Museumsvitrine. Auch als Rekonstruktion in der Grabinszenierung macht es sich gut. In der Zeit seines Gebrauchs im zweiten Viertel des 5. Jh. konnte er nur auf seinem Rand abgestellt werden, wenn er entleet war. Als Sturz- oder Rauschtrunkbecher hat er vielleicht das eine oder andere Gelage mitgemacht.
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Der Feuerstein

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Der Kumpf
Eine der ältesten Gefäßformen zur Aufnahme von Flüssigkeit oder Brei ist der Kumpf, der auch zu den traditionellen Gefäßformen der Germanen zählt. Im Gegensatz zu anderen Gefäßen im Grab war der Kumpf gröber gemagert und ledglich mit einfachen Verzierungen auf der Oberfläche durch senkrechte Fingerkniffstränge vesehen.

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30 Jahre Fundjubiläum

Der Schildbuckel





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Der Mantel
In den Siedlungen der Germanen gab es sogenannte Grubenhäuser. Die Temperierung in diesen zum Teil in Boden eingelassenen Häusern eignet sich gut zur Textilherstellung. Vielleicht ist auch der Mantel aus Kemathen in so einem Haus von einem Mitglied der Sippe gewebt worden. Ob es sich um einen Wollstoff handelte, wie groß der Mantel war oder welche Farbe er vielleicht hatte, konnte nicht mehr bestimmt werden. Im Rost der eisernen Fibel, wo auch Tierhaar nachgewiesen werden konnte, wurde die Art des Gewebes erkannt. Ein Mantel in Gleichgratköper Webart wärmte unseren Krieger.

Türchen 24
Die Schwertscheide
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes & besinnliches Weihnachtsfest.
In unserem letzten Türchen am heutigen heiligen Abend wollen wir passend zu unserer Sonderausstellung „Holz macht Sachen“ etwas holziges aus dem Kriegergrab vorstellen.
Mit Gewissheit waren noch andere Gegenstände im Grab, die aus dem organischen und deshalb vergänglichen Material Holz bestanden. Die Holzkiste haben wir bereits vorgestellt, wobei als Fundstücke nur die Eisenbeschläge nachzuweisen waren. Der Schildbuckel, der sich hinter Türchen 11 verbirgt, wird auf einem runden, mit Leder überzogenem hölzernen Schild gesessen haben. Auch das Schwert wird einen hölzernen Griff gehabt haben und die Lanzenspitze benötigte einen Holzschaft. Das Grab an sich dürfte aus einer Holzkonstruktion bestanden haben und vielleicht hat es noch weitere Holzgegenstände als Beigabe gegeben, die uns auf Grund der Vergänglichkeit des Materials verschlossen bleiben. Einzig auf dem Schwert haben sich Reste der Scheide aus Lindenholz im Rost konserviert.
Hiermit wollen wir das Fundjubiläumsjahr beschließen. Wir hoffen, dass wir Ihnen die Funde bald wieder im Museum präsentieren können. Bis dahin bleiben wir auf den digitalen Plattformen für Sie aktiv.

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Das Gebiss
Erst mehr als 1500 Jahren nach seinem Ableben hat das Gebiss unseres Kriegers den Zahnarzt besucht. Ein Bericht dieses Besuches liegt im Museum zur Einsicht aus. Es wurde ein Röntgenbild erstellt und der Befund zeigt, dass das Zahnbild möglicherweise zu einem 25 bis 30 jährigen Mann gehörten. Im Bereich der linken Backenzähne des Ober- und Unterkiefers konnte ein kariöser Befall festgestellt werden. Fast alle Zähne hatten einen starken Zahnsteinbelag.

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30 Jahre Fundjubiläum

Der Gürtel
Nach germanischem Brauch hatte man den prachtvollen Militärgürtel dem Toten um die Hüften geschlagen. Die mit Punztechnik verzierten Beschlagteile stammen aus drei unterschiedlichen Sätzen, wobei sich die jüngste Stücke auf 430/440 n. Chr. datieren lassen. Zu Lebzeiten dürfte unser Krieger damit eine stattliche Figur gemacht und so seinen hohen Rang zur Schau gestellt haben.
Mit einem Röntgengerät wurde der Gürtel nach der Grabung genauestens untersucht.





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Die Fibel
Eine Gewandspange hatte für den Träger nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern waren auch wesentlicher Bestandteil seiner Tracht und gab seine Gruppenzugehörigkeit Preis. Die Armbrustfibel aus dem Grab lässt vermuten, das es im Umfeld unseres Kriegers eine eigene Fibelmode gab, mit der sich seine Sippe definierte.

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Die Tierknochen
Als Wegzehrung wurden den Toten im Frühmittelalter Essensbeigabung ins Grab gelegt. Was außer dem Schweinefleisch, was durch die Knochenfunde belegt werden konnte, noch in den Schalen bereitgestellt wurde, lässt sich nicht rekonstruieren. Die Knochenreste stammen aus dem Fuß-, Becken- und Halsbereich von zwei, vielleicht auch von drei Schweinen.
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Die Grabung
Rieders Grabungsteam nimmt das Skelett des germanischen Kriegers unter die Lupe. Mit Spatel und Pinsel werden die Knochen fein säuberlich vom Staub befreit. Schnell finden sich auch weitere Schaulustige und Protagonisten ein. Auch die Tochter des Grabungsleiters Lena Rieder (heute Oginski), ist vor Ort. Heinrich Sohmen, der die Grabung für die Zeitung dokumentiert, ist mit Notizblock und Kamera ganz nah dabei.

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Der Teller
Ein weiteres Keramikgefäß, das eine römische Machart imitiert, ist der Teller.
Auf den unten gezeigten Aufnahmen zeigt sich der Teller in der heutigen Ausstellungsvitrine. Eine Detailaufnahme lässt die glatt gestrichene Oberfläche gut erkennen. In der Grabrekonstruktion ist der Teller auf dem 3. Bild zu sehen.

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30 Jahre Fundjubiläum

Der Kamm
Zahlreiche andere Beigaben wurden dem Krieger auf seinem Weg ins Jenseits mit ins Grab gegeben, auch ein Kamm für seinen Zauselbart und seinen gepflegten Haarschopf, war darunter.Gepflegte Haare galten bei germanischen Stämmen als Sinnbild für Leben und Erneuerung .





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Die Schwertaufhängung

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Die Schale
Die fünf handgeformten Tongefäße in der Grabkammer weisen alle eine graue bis schwarze Oberfläche auf. Die sogenannte "Friedenhainschale" fällt besonders durch ihre sorgfälltig geglättete Oberfäche auf und ist ein charakteristisches germanisches Gefäß des 4./5. Jh. mit schräg laufenden Wülsten und Riefen auf der Wandung.

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30 Jahre Fundjubiläum

Die Schwertperle
In vielen Männergräbern im Frühmittelalter tauchen diese nicht allzu großen Objekte, die vermutlich als Talisman getragen wurden, um den Träger vor Unheil zu schützen, auf. Somit ist es auch kein Wunder, dass sie auch unser Krieger in den unruhigen Zeiten, in denen er lebte, bei sich trug. Die aus Hirschhorn bestehende sogenannte Schwertperle lag bei der Ausgrabung auf der Höhe der Hüfte. Vermutlich wurde sie mit einem Lederband am Griff oder direkt an der Scheide befestigt.





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Der Fingerring
Noch heute tragen hohe weltliche und geistliche Würdenträger Fingerringe. Zur Zeit unseres Kriegers war das nicht anders. Mit dem spiralgewundenen Ring aus Silber an der linken Hand wurde seine Stellung als soziale hochstehende Persönlichkeit oder Anführer für Außenstehende sofort erkennbar.
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Türchen 1
30 Jahre Fundjubiläum
Der Krieger von Kemathen
Wir wünschen Ihnen eine schöne Adventszeit und möchten diese mit einigen geschichtlichen Einblicken verkürzen. Am 28. Sept. 2020 jährte sich der Fund des Kriegers von Kemathen zum 30. mal. Ein Schlüsselereignis damals für Kipfenberg, und zugleich die Initialzündung für die Gründung unseres Museums. Nachdem die meisten Veranstaltungen zu diesem Jubiläum coronabedingt entfallen mussten, möchten wir mit Texten und Bildern gemeinsam mit Ihnen in den nächsten 23 Tagen diese überaus spannende Geschichte Revue passieren lassen.
Dr. Karl Heinz Rieder, der damals, im Sept. 1990, nicht nur den Hut auf hatte als verantwortlicher Grabungsleiter, sondern auch die enorme historische Bedeutung des Kriegers erkannte, arbeitete mit dem Grabungsteam bis tief in die Nacht hinein, um Funde zu sichern, zu dokumentieren und bewachen. Flutlichter wurden herbeigeschafft und Filmaufnahmen gemacht. Eine logistische Meisterleistung, von der wir heute profitieren. Auch der Weg den die Funde danach nahmen, bis sie letztendlich im Museum landeten sind dokumentiert.
Unser erstes Türchen zeigt die Grabung, die Skizze der Grabung, die daraus entstande Rekonstruktion des Grabes und die letzte Ruhestätte des Kriegers im Museum.

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Der Kumpf
Einen Kumpf haben wir bereits vorgestellt. Der 2. Kumpf ist etwas feiner gearbeitet und die Oberfläche wurde sorgfältig glattgestrichen. Auch in unserem Museumsladen kann man Gefäße dieser Art kaufen. Im Bild rechts ist ein Kumpf abgebildet, den unsere Hafnerin Anna gefertigt hat.